Sie laufen und laufen und laufen: Wäschehersteller Gota wirkt und strickt mit jahrzehntealten Mayer & Cie.-Maschinen

Qualität zahlt sich aus – Langfristig sowieso

Die Firma Gota ist ein vollstufiger Textilbetrieb mit Sitz auf der Schwäbischen Alb und damit an sich schon etwas Besonderes. Dazu arbeitet Gota mit Maschinen, die andere vor Jahrzehnten ausgemustert haben. Als leidenschaftlicher Sammler alter Wirk- und Strickmaschinen ist Gota-Inhaber Rudolf Loder Herr eines Maschinenparks, der im Durchschnitt deutlich älter ist als er selbst. Damit stellt Gota Wäsche und Oberbekleidung für verschiedene Marken her, darunter „Merz b. Schwanen“. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem.

Hersteller der strickenden und wirkenden Oldtimer ist vielfach Mayer & Cie., heute weltweit führender Rundstrickmaschinenhersteller. Gotas ältestes Exemplar dieses Fabrikats ist eine 104 Jahre alte Wirkmaschine, momentan zwar ungenutzt, aber laut Fabrikant Loder jederzeit einsatzbereit. Etwas jüngere Wirkmaschinen von MCT drehen sich bei Gota täglich und haben ihre eigene Produktionslinie damit längst überlebt – die stellte Mayer & Cie. 1958 ein. Die jüngsten Maschinen in Loders Maschinenpark haben „nur“ etwa 20 Jahre auf dem Buckel. Auch sie tragen das MCT-Emblem und funktionieren laut Rudolf Loder, wie alle seine Oldies, „hervorragend und sehr, sehr zuverlässig“.

 

Produziert wie früher …

Auf den ersten Blick ist Gota eine Firma, die es in Zeiten des „Höher, Schneller, Weiter“ eigentlich gar nicht mehr geben dürfte: Alte, langsame Maschinen, deren Bedienung ausgebildetes Fachpersonal erfordert und die entsprechend teure Stoffe produzieren. Fabrikant Rudolf Loder beweist das Gegenteil, denn er macht sich die Stärken seiner jahrzehntealten Maschinen erfolgreich zunutze. Beständigkeit, Zuverlässigkeit, Wertarbeit an Stoff und Maschine – das spürt jeder, der bei Gota über die knarrenden Holzdielen läuft und den gleichmäßig surrenden, meist über 60 Jahre alten Maschinen bei der Arbeit zuschaut. Genau das ist wieder sehr gefragt. „Aktuell haben wir so viele Aufträge, dass wir Tag- und Nachtschicht
arbeiten und unsere Maschinen gern mal 30 Stunden am Stück laufen. Das vertragen die deutlich besser als Stillstand, wie wir Menschen auch“, so der Gota-Inhaber. Der Mensch zur Maschine ist ohnehin Loders weitaus größere Herausforderung, denn die Fachkräfte, die die Oldtimer noch bedienen können, sind
heute bestenfalls im Rentenalter.
Vom Rundstrickmaschinenhersteller Mayer & Cie., gegründet 1905, stammen viele der Maschinen, die sonst nur im Museum stehen. Da ist eine vier-systemige Wirkmaschine von MCT aus dem Jahr 1950, Maschinennummer 3616. Die Produktion von Wirkmaschinen, auch Rundstühle genannt, stellte Mayer & Cie. vor mehr als einem halben Jahrhundert zugunsten der produktiveren Rundstrickmaschinen ein. Gewirkte Stoffe allerdings sind elastisch und gleichzeitig formstabil, da sie keinen Verzug aufweisen. Früher war Unterwäsche deshalb fast ausschließlich gewirkt. Daraus ergibt sich ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal von Gota: Loder versucht nicht etwas zu stricken, was sich wie Opas Hemd ansieht und -fühlt, sondern er kann mit seinen zuverlässigen, alten Maschinen einfach genau das Hemd herstellen, das Opa trug. Unter der Marke „Merz b. Schwanen“ hat dieses Kleidungsstück international Kultstatus erreicht.

…mit Werten wie immer

Gotas Maschinen können aber noch viel mehr. Ganz aktuelle Kinderwäsche in Leibweiten zum Beispiel. Das produzieren die modernsten Rundstrickmaschinen im Hause, beide Baujahr 1998, eine FV 2.0 und eine FHG II, beide von
Mayer & Cie. Rudolf Loder hat sie bei einer Firmenauflösung in Irland gefunden und bei sich in Dienst gestellt. „Die funktionieren hervorragend.“

Neben der hohen Lebensdauer schätzt Loder insbesondere die Flexibilität seiner alten Maschinen von Mayer & Cie. und anderen Traditionsherstellern, die heute vielfach nicht mehr existieren. „Diese Maschinen sind unglaublich vielseitig, zum einen in Bezug auf das Garn, das sie verarbeiten. Baumwolle, Seide, Wolle, geht alles“, so Gota-Inhaber Loder. So mancher Sportartikelhersteller, der hochwertige Wolle in Funktionswäsche verarbeiten will, habe deshalb schon angerufen und sich nach einer Zusammenarbeit erkundigt.

Zum anderen nutzt Gota die Tatsache, dass sich mit einer einzigen Maschine viele verschiedene Gestrickarten und -qualitäten herstellen lassen. Die Bandbreite reicht von 440 g/m2 bei Futtersoff aus reiner Baumwolle bis zu Seidenhemden mit 70 g/m2. „Wir können kleine Losgrößen herstellen. Heutige Maschinen sind hochproduktive Spezialisten, wir haben langsame Alleskönner“, so Loder mit einem Augenzwinkern über seine Oldies.

Einer dieser Alleskönner wartet gerade auf seinen nächsten Einsatz. Es ist eine Mayer-Rundstrickmaschine der ersten Stunde, eine Interlockmaschine mit 14 Zoll und 21 Teilung. Die Maschinennummer lautet auf 1507. Damit dürfte die Strickmaschine Ende der vierziger Jahre gebaut worden sein. Die älteste Mayer-Maschine bei Gota ist sie damit aber noch lange nicht. Die steht momentan abgebaut im Keller, inmitten einer bunten Sammlung an Neuzugängen. Es ist ein Rundstuhl mit der Maschinennummer 672, der acht Jahre nach Gründung von Mayer & Cie. gefertigt wurde, im Jahr 1913. Den zum Laufen zu bekommen, erfordere etwas Aufwand, meint Maschinenliebhaber Loder. „Da sind wir schon einen Tag beschäftigt. Aber dann arbeitet der wieder einwandfrei. Warum auch nicht?!“

 

Sieht nicht nur Vintage aus, sondern ist es auch. Die Maschinen bei Gota haben viele Jahrzehnte auf dem Buckel.
Mayer & Cie.-Maschine historisch.
Schon richtig modern: Diese Maschine strickt bereits im Schlauch.
Bei Gota in Albstadt-Tailfingen werden die Shirts des Labels "Merz b. Schwanen" hergestellt.
Rundwirkmaschinen sind weniger produktiv als Rundstrickmaschinen. Der Stoff, den sie produzieren, ist elastisch und formstabil.
Eine Mayer & Cie.-Maschine aus dem Jahr 1950.
Detailaufnahme einer alten Wirkmaschine von Mayer & Cie., die bei Gota im Einsatz ist.

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