„Manchmal muss es nach Plan B laufen dürfen“: Alfonso Bonaffini, Leiter Qualitätsmanagement bei Mayer & Cie. über Mut und harte Nüsse

Alfonso Bonaffini kümmert sich gemeinsam mit einem Team von 15 Kollegen, davon jeweils einer in den Werken in Tschechien und China, um das Thema Qualitätssicherung bei Mayer & Cie. Normen und Richtlinien versteht er als „Hilfestellungen, um die ureigenen Ziele eines Wirtschaftsunternehmens zu erreichen“: Am Markt bestehen und Gewinn erwirtschaften durch konstante Qualität, zufriedene Kunden und effiziente Prozesse. Chancen für die Zukunft sieht er in der Digitalisierung, im Einsatz von KI-Tools und beim maschinellen Lernen, um so Prozesse in Echtzeit zu überwachen.

Wie lange sind Sie schon bei Mayer & Cie. und was sind Ihre Aufgaben?

Ich bin seit 2014 bei Mayer & Cie. Zu meinen Hauptaufgaben zählen die strategische Leitung und operative Umsetzung im Qualitätsmanagement und der Qualitätssicherung. Ich führe die Teams in unseren Werken in Tschechien und China fachlich und bin CE-Beauftragter.

Ich betreue die ISO 9001-Zertifizierung, während mein Kollege Heiko Hämmerle für ISO 50001 verantwortlich ist. Meine Arbeit umfasst außerdem die Prozessentwicklung, Risikoanalysen wie APQP und FMEA, die Qualitätsvorausplanung sowie die Leitung des Qualitätsmanagements, inklusive Prüfmittelmanagement und der Überwachung von Wareneingangs- und Warenausgangskontrollen.

Das sind viele und umfangreiche Aufgaben, die wir in einem Team von 15 Kolleginnen und Kollegen bewältigen. Hier im Hause sind wir 13 Kolleginnen und Kollegen und bei den Tochtergesellschaften ist jeweils eine Fachkraft unserem Bereich zugeordnet.

Können Sie erklären, was sich hinter dem Begriff „strategische Leitung des Qualitätsmanagements“ verbirgt?

Wenn die Geschäftsleitung Prozesse optimieren möchte oder neue Technologien verfügbar werden, bin ich gefragt. Ein Beispiel ist die Nadelbettenprüfung: Bisher ist das eine manuelle 100-Prozent-Prüfung, sehr zeitaufwendig und anspruchsvoll. Dank moderner Messtechnik mit KI und Bilderkennung sind nun automatisierte Lösungen erhältlich, die schneller, genauer und unabhängig von Personalengpässen arbeiten.

Auch der Schlossprozess kann automatisiert werden: Teile werden in einer Zelle vermessen, geprüft, bestückt und beschriftet – mit Einsatz von Robotern, moderner Sensorik und Kameras mit KI-Bilderkennung. 

Beide Systeme sind maßgeschneidert für Mayer & Cie. und stehen zur Einführung bereit.

Sie haben vorher über Audits gesprochen…

Ich kümmere mich um das Auditwesen, intern wie extern. An sich ist ein internes Audit nur alle drei Jahre im Rezertifizierungszyklus notwendig, aber es ist sinnvoll, ein internes Audit jedes Jahr durchzuführen. In diesem Zeitraum kann man Verbesserungen anstoßen, denn offene Themen sind präsent und die Zeitschiene ist absehbar.

Ist diese regelmäßige Auditierung nicht sehr aufwendig?

Das ist richtig, jedoch sind Audits kein Selbstzweck. Es geht darum, die Qualität kontinuierlich zu verbessern und Prozesse effizienter zu machen. Das ist der „Urtrieb“ jedes Unternehmens. Als Unternehmen möchte ich ein Produkt, das bestmöglich hergestellt ist, das den Kunden zufriedenstellt, keine Reklamationen nach sich zieht. Ich will kein Geld verbrennen durch Nacharbeit, durch Ausschuss, oder weil die Kollegen sich zu wenig abstimmen. Das ist unser Ziel, das wir als Mayer & Cie. verfolgen. Jede Norm ist dabei eine Hilfestellung: Sie bildet einen Leitfaden, den jedes Unternehmen für sich selbst mit Leben füllen kann.

Ein weiterer Nutzen der Normen ist, dass man als Partner oder Lieferant eines zertifizierten Unternehmens automatisch eine Vorstellung davon hat, welches Set-up, welche Dokumentationen, welches Know-how dort vorhanden ist.

Werden Sie hinzugezogen, wenn es um neue Lieferanten geht?

Das kommt darauf an. Wir sind kürzlich mit unserem Werk in China umgezogen. Weil wir sukzessive eine Strickkopfproduktion vor Ort etablieren wollen, galt es, vor Ort eine Supply Chain für Schlüsselkomponenten aufzubauen. Das Projekt haben wir zusammen mit der Materialwirtschaft umgesetzt. Ein Knackpunkt war der allererste Schritt: Sind unsere Spezifikationen an den potenziellen Zulieferer unmissverständlich und klar? Als Rundstrickmaschinenhersteller haben wir spezielle Anforderungen – große Teile, geringe Toleranzen beispielsweise –, die viele Zulieferer überhaupt nicht bedienen können.

Wie hat sich die Arbeit im QM-Bereich Laufe der Zeit verändert?

Der Fokus im Qualitätsmanagement verschiebt sich immer mehr in Richtung Digitalisierung und Automatisierung. Ich habe vorher zwei Beispiele genannt, die zeigen, dass statt klassischer manueller Prüfungen heute moderne digitale Werkzeuge zur Verfügung stehen.

Was sind Ihre Herausforderungen? 

Die sich nahezu täglich wandelnde Wirklichkeit, der wir auch als Unternehmen ausgesetzt sind. Da sind die Compliance-Themen noch die „vorhersagbarsten“: die CSRD-Richtlinie, der CO2-Fußabdruck, das Lieferkettengesetz.

Es gilt mit Energiepreiskapriolen, Lieferengpässen und geopolitischen Spannungen umzugehen. Wenn Schiffe plötzlich anstatt durch den Suez-Kanal ums Kap Horn fahren müssen, dauert das länger und kostet mehr Geld.

Auch der Klimawandel beeinflusst unser Geschäft: Sind unsere Lieferanten möglicherweise von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen betroffen? Haben wir eine alternative Lösung?

So etwas stellt einen Qualitätsbeauftragten vor besondere Herausforderungen, denn wir lieben Struktur, klare Prozesse und saubere Dokumentationen. Das geht aber bekanntlich zulasten von Schnelligkeit – die es oft braucht. Wir müssen also lernen, mutig zu sein. Ich denke, das wird in Zukunft unsere Arbeitskultur ändern.

Auf welches Projekt sind Sie stolz?

Die Nadelbettenhärtung hat uns lange begleitet. Wir haben mit veralteten Induktivhärtemaschinen gearbeitet, in einem weitgehend manuellen Prozess. Dann wurde die Ersatzteilbeschaffung schwierig, die Energiebilanz ließ zu wünschen übrig und es gab Beanstandungen von Kunden. Wir haben uns, gemeinsam mit der Produktion, für eine automatisierte Lösung mit modernster Regelungs- und Lasertechnik entschieden. Dadurch konnten wir die Qualität, den gesamten Prozess sowie die Energieeffizienz verbessern. In dieses Projekt war ich stark involviert – und ich bin stolz auf das Ergebnis.

Was treibt Sie persönlich an?

Wenn etwas nicht funktioniert, keiner so richtig Rat weiß, dann wird es für mich spannend. Ich knacke gerne harte Nüsse!

Was wünschen Sie sich für die Zukunft für MCT? Wo sehen Sie Chancen?

Ich wünsche mir, dass sich die Marktlage stabilisiert und wir wieder auf unserem gewohnten Niveau arbeiten können. Technologisch sind wir top-modern, wobei natürlich Luft nach oben ist, ich habe ja konkrete Beispiele genannt.

Insgesamt denke ich, dass wir Routineaufgaben automatisieren und damit unsere Effizienz steigern können. Ich sehe in der datengetriebenen Entscheidungsfindung einen großen Nutzen und bin der Meinung, dass uns KI-Assistenten in der täglichen Arbeit viel helfen können.

 

Alfonso Bonaffini
Alfonso Bonaffini kümmert sich seit zehn Jahren um das Qualitätsmanagement bei Mayer & Cie.
"Präzision kommt aus der Fertigung, der Konstruktion. Wir können nur messen, ob das Produkt gut ist", sagt Alfonso Bonaffini.
Horizontal lay-in 
yarn guide for 
jacquard machines
Mayer & Cie. arbeitet mit kleinsten Toleranzen, die im Bereich von 30 my liegen.

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