Kerem Öğretmen von Mayer Mümessillik über das Antizipieren von Kundenwünschen in einem Familienunternehmen
Als Mitglied der zweiten Generation von Mayer Mümessillik verbindet Kerem Öğretmen das familiäre Erbe mit frischen Perspektiven, um in der türkischen Textilindustrie erfolgreich zu sein. Die 1993 von seinem Vater, Herrn Ahmet M. Öğretmen, gegründete „Boutique-Agentur“ vertritt führende Marken wie Mayer & Cie. und den Flachstrickmaschinenhersteller Stoll. 21 Mitarbeiter hat die Agentur mit Sitz in Istanbul heute.
Die 1993 von seinem Vater, Herrn Ahmet M. Öğretmen, gegründete „Boutique-Agentur“ vertritt führende Marken wie Mayer & Cie. und den Flachstrickmaschinenhersteller Stoll. 21 Mitarbeiter hat die Agentur mit Sitz in Istanbul heute. Der studierte Wirtschaftsingenieur, der einige Zeit als IT-Auditor und sogar als Hochzeitsfotograf gearbeitet hat, bringt eine einzigartige Mischung aus analytischer Expertise, Kreativität und Kundenverständnis in das Unternehmen ein. In diesem Interview spricht er über die Geschichte der Firma, seinen eigenen Weg zurück ins Familienunternehmen und die Herausforderungen sowie Chancen des dynamischen Textilmarkts von heute.
Ihr Vater hat das Unternehmen gegründet? Können Sie uns etwas über die Geschichte erzählen?
1976 zog mein Vater nach Deutschland, um an der Hochschule Reutlingen Textiltechnik zu studieren. Damals schickten viele türkische Eltern ihre Kinder für eine bessere Ausbildung nach Deutschland. Es war eine Herausforderung für ihn, die deutsche Sprache von Grund auf zu erlernen, aber diese Erfahrung hat ihn stark geprägt.
Nach seinem Abschluss im Jahr 1983 kehrte er in die Türkei zurück und arbeitete zunächst in einer Spinnerei, bevor er 1988 zu einer Agentur wechselte, die Mayer & Cie. vertrat. In dieser Zeit baute er eine enge Beziehung zu Mayer & Cie. und deren Maschinen auf, mit denen er bereits während seines Studiums in Berührung gekommen war.
1993 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete sein eigenes Unternehmen, das Mayer & Cie. exklusiv in der Türkei vertritt. Über die Jahre war er direkt am Verkauf von Tausenden von Rundstrickmaschinen beteiligt und überwachte diese. Mein Vater konzentriert sich auf Rundstrickmaschinen, während sein Geschäftspartner Kahraman Güveri, der 2002 dazu kam, sich sowohl auf Rund- als auch Flachstrickmaschinen spezialisiert hat.
Das ist ein beeindruckendes Erbe. Können Sie uns etwas über Ihren eigenen Werdegang erzählen? Wann sind Sie ins Unternehmen eingestiegen?
Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert – sicherlich beeinflusst durch die Karriere meines Vaters. Nach meinem Abschluss im Jahr 2009 stieg ich ins Familienunternehmen ein. Allerdings hatte ich auch andere Leidenschaften, insbesondere die Fotografie. Zusammen mit meiner Frau arbeitete ich drei bis vier Jahre als Hochzeitsfotograf, was uns beiden große Freude bereitete.
Was hat Sie dann ins zurückgebracht?
Selbst während meiner Zeit als Fotograf verspürte ich eine Verantwortung gegenüber Mayer Mümessillik. Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich das, was ich gelernt hatte – insbesondere meine analytischen und Programmierfähigkeiten sowie meine Englischkenntnisse – nicht vollständig nutzen konnte. Gleichzeitig erkannte ich Verbesserungsmöglichkeiten im Unternehmen, speziell in der Digitalisierung. Also entschied ich mich zur Rückkehr und wollte meinen Beitrag leisten.
Können Sie uns ein Beispiel für ein Projekt nennen, das Sie besonders angesprochen hat?
Zum Beispiel haben wir ein völlig neues Nachverfolgungssystem eingeführt. Statt eines altmodischen Bewertungsformulars auf Papier, das jeden Monat drei bis vier Tage zur Auswertung benötigte, arbeiten jetzt alle unsere Techniker mit einer Datenbank, wodurch die Auswertung nur noch wenige Stunden dauert. Das macht unseren Service viel effizienter. Mit Unterstützung von Mayer & Cie. treiben wir die Digitalisierung weiterer Prozesse voran, z. B. mit CRM-Tools. Unser Vertriebsteam soll von diesem System profitieren. Natürlich braucht es eine gewisse Eingewöhnung, und unsere Kollegen müssen gut geschult werden, um sich mit den Tools wohlzufühlen.
War es schwierig, wieder ins Familienunternehmen einzusteigen?
Definitiv. Ich war einige Zeit von den technischen Themen entfernt, aber mein Onkel, Fikret Öğretmen, half mir dabei, mein technisches Wissen aufzufrischen. Er hat in Deutschland eine Ausbildung im Bereich technischer Textilien gemacht und ist Mitgründer. Dank seines Engagements verkaufen und betreuen wir heute Maschinen in vielen weiteren Ländern, von Relizane in Algerien bis Addis Abeba in Äthiopien.
T. Kahraman Güveri unterstützte mich dabei, die Unternehmenskultur zu verstehen und branchenspezifische Begriffe auf Englisch und Türkisch kennenzulernen. Er ist ebenfalls Textilingenieur und trat 2002 mit bereits gesammelter Branchenerfahrung meinem Vater bei. Nur wenige Jahre später wurde er sein Geschäftspartner.
Herr Refik Yıldırım führte mich in unseren Markt ein und zeigte mir die damaligen Marktbedingungen. Er ist oft vor Ort, und seine einzigartigen Erfahrungen im Kundenkontakt sind für uns von unschätzbarem Wert.
Dass mein Cousin Atakan Öğretmen, ebenfalls Textilingenieur, für die gesamte Ersatzteilbestellung beider Agenturen zuständig ist, schafft insgesamt eine sehr familiäre Atmosphäre für mich.
Wie helfen Ihnen Ihre bisherigen beruflichen Erfahrungen bei MMÜ?
Als Hochzeitsfotograf mit meiner Frau musste ich lernen, dass jeder seine eigenen Aufgaben hat. Man kann nicht überall mitreden – das ist nicht hilfreich und nicht respektvoll gegenüber dem Partner oder Kollegen.
Das zweite, was ich aus der Hochzeitsfotografie gelernt habe, ist, wie man Kunden behandelt. Es gibt keinen anspruchsvolleren Kunden als eine türkische Braut an ihrem Hochzeitstag. Das war ein großartiges Training für mich. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, Kundenwünsche zu antizipieren – für die Braut muss man wissen, was sie will, noch bevor sie es selbst weiß. Diese Denkweise hilft mir auch im Textilgeschäft.
Auf der ITM-Messe 2022 in Istanbul wurde unser Stand mit Stoffbildern dekoriert, die ich fotografiert hatte. Das war eine kleine, aber schöne Erinnerung an meine Fotografie-Zeit und daran, wie diese Fähigkeiten heute noch meine Arbeit beeinflussen.
Was sind die größten Herausforderungen für Sie in der Türkei und für Ihr Unternehmen?
Die Wirtschaftskrise in der Türkei und geopolitische Spannungen sind große Hürden. Mit Kriegen an unseren nördlichen und südlichen Grenzen sind Unternehmen weltweit vorsichtig mit Investitionen. Während wir diese externen Faktoren nicht kontrollieren können, nutzen wir die ruhigere Phase, um unsere internen Prozesse zu verbessern und uns für die Zukunft zu rüsten.
Wie lassen sich diese Herausforderungen meistern? Welchen Beitrag kann Mayer & Cie. leisten?
Mayer & Cie. ist in Sachen Qualität unübertroffen. Die Maschinen zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit und gleichbleibend hohe Produktionsqualität aus. Zwar machen Inflation und steigende Energiekosten deutsche Produkte teurer, doch wir verlassen uns auf die Ingenieurskunst von Mayer & Cie., um ein Gleichgewicht zwischen Qualität und Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten.
Und Ihre Vision für die Zukunft?
Wir sind eine Boutique-Agentur, die Qualität über Quantität stellt. Wir vertreten nur wenige ausgewählte Firmen, aber sie gehören zu den Besten ihrer Branche. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, eine weitere Marke zu vertreten, die unseren Standards entspricht, würden wir das in Betracht ziehen. Bis dahin werden wir uns weiterhin voll und ganz für unsere bestehenden Partner einsetzen.
Stefan Bühler
Vertriebsbereichsleiter
Türkei, Ägypten, Naher Osten, Afrika, Russland und Osteuropa
Mayer & Cie. GmbH & Co. KG
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