„Als ich meine Lehre gemacht habe, war der Spaßfaktor noch kein Thema“: Mayer & Cie. Ausbildungsleiter Michael Fortenbacher

Was ist Ihre Position bei Mayer & Cie. und welche Aufgaben umfasst das?

Ich bin technischer Ausbildungsleiter bei Mayer & Cie. Zu meinen Aufgaben gehört es, Bewerbungen zu sichten und geeignete Azubis für unsere Ausbildungsstellen auszuwählen. Neben der Einstellung kümmere ich mich um die Planung der Ausbildung.

Zentral ist das Ausbilden an sich. Vor allem im ersten Lehrjahr bekommen die Azubis zahlreiche Unterweisungen, also begleitenden Unterricht zu ihren praktischen Aufgaben, zum Drehen, Feilen und Fräsen, genauso wie in Pneumatik und CNC-Technik.

Als Ausbildungsleiter arbeite ich mit vielen Stellen innerhalb des Unternehmens zusammen. Gleichzeitig bin ich im Austausch mit der Berufsschule, halte Kontakt zu anderen Ausbildungsbetrieben und zur IHK. Dort nehme ich als Prüfer in einem Prüfungsausschuss die Abschlussprüfungen ab.

Wenn Sie Bewerbungen sichten, worauf achten Sie besonders?

Das Zeugnis ist ein Kriterium, keine Frage. Manche denken da nur an Mathe, Technik und Physik, weil es um eine technische Ausbildung geht. Aber Vorsicht (lacht): Wir können auch an Religion und Geschichte einiges erkennen. Auf die Verhaltensnote werfen wir ebenfalls einen Blick.

Uns ist es wichtig, dass die jungen Menschen sich mit ihrem zukünftigen Beruf identifizieren können, das heißt, sie sollten eine Vorstellung haben, was da auf sie zukommt.

Wenn wir mit den Bewerbern und Bewerberinnen im Vorstellungsgespräch sitzen, ist uns eine angenehme Atmosphäre wichtig. Ein Vorstellungsgespräch ist keine einseitige Veranstaltung, auch wir stellen uns als Unternehmen und als Personen beim potenziellen Auszubildenden vor.

Uns ist es am liebsten, wenn wir uns eine halbe oder dreiviertel Stunde unterhalten und auch mal miteinander lachen können. Die Chemie muss passen, wir arbeiten mindestens drei Jahre nahezu täglich zusammen.

Hat sich der Bewerbungsprozess im Laufe der Zeit verändert?

Wir bilden bei Mayer & Cie. Industriemechaniker, Produktionsmechaniker und Industriekaufleute aus. Etwa 20 bis 25 Azubis über alle Lehrjahre haben wir im Betrieb. Ich erinnere mich, dass wir vor 15 Jahren noch gut 200 Bewerbungen bekommen haben. Fürs Ausbildungsjahr 2025 haben wir im technischen Bereich Stand heute weniger als zehn Bewerbungen.

Während früher klar war, dass sich die Schüler ein Jahr vor Ausbildungsstart auf ihre Ausbildungsstellen bewerben, gibt es heute keinen Bewerbungsschluss mehr. Wir erhalten das ganze Jahr über Bewerbungen. Kommt zwei Wochen nach Ausbildungsstart noch etwas Geeignetes ins Haus, kommt der oder die auch zum Zug – sofern wir noch Plätze haben.

Was tun Sie, um Azubis zu gewinnen?

Klar, wir müssen heute Werbung für uns als Ausbildungsbetrieb machen. Es reicht nicht mehr, eine Annonce in der Zeitung zu veröffentlichen und dann regnet es Bewerbungen. Wir setzen daher auf digitale Maßnahmen und sind vor Ort aktiv: Mit der Lammerberg-Realschule arbeiten wir eng und sehr gut zusammen. Auch zur Ebinger Schlossbergrealschule haben wir einen prima Draht.

Außerdem sind wir immer auf den Ausbildungsmessen, kürzlich wieder auf der Messe Visionen in Balingen. Das ist eine gute Messe, die wir auch nächstes Jahr wieder besuchen werden. Allerdings ist Balingen, so seltsam das klingen mag, für uns weit weg. Unsere Azubis sind 16 oder 17 Jahre alt, müssen also mit den Öffentlichen anreisen. Da kann der Weg von Balingen oder gar Schömberg bis an das Tailfinger Ortsende beschwerlich werden.

Im Januar werden wir daher an einer weiteren Ausbildungsmesse in Albstadt-Tailfingen teilnehmen. Wir hoffen, dass wir da junge Menschen direkt vor Ort erreichen.

Wie lange sind Sie schon bei MCT? Können Sie uns Ihren eigenen Werdegang im Unternehmen skizieren?

Ich habe 1986 meine eigene Ausbildung bei Mayer & Cie. begonnen, als Mechaniker der Fachrichtung Geräte- und Feinwerktechnik, also das, was heute ein Industriemechaniker ist. Danach war ich Lehrgeselle – wir würden Ausbilder sagen – von 1990 bis Oktober 1992. Als ich mit meiner Ausbildung fertig war, habe ich nebenberuflich den Industriemeister Metall gemacht. Deshalb musste ich nochmal in die Schule, Freitagnachmittag und Samstag, etwa zweieinhalb Jahre lang. Diese Qualifikation ist Voraussetzung, um Ausbildungsleiter zu werden.

Danach bin ich im Betrieb herumgekommen: Ich war beispielsweise in der Wareneingangskontrolle und zwei Jahre in der Montage. Das hat mir sehr gut gefallen und ich war gerade auf dem Weg, Servicetechniker zu werden, also unseren Maschinen auf der ganzen Welt hinterher zu reisen, als man mich wieder in die Ausbildung geholt hat. Das war 1999. Zehn Jahre später, 2009, habe ich dann die Ausbildungsleitung übernommen.

Wie erinnern Sie sich an Ihre eigene Ausbildung, im Vergleich zu heute?

Wir mussten ein halbes Jahr lang feilen, das fand ich wirklich zäh! Man hat uns auf Handarbeit getrimmt, denn damals war noch vieles in Handarbeit zu erledigen, was heute Maschinen machen. Außerdem legen wir mittlerweile viel mehr Wert darauf, dass die jungen Leute gern zur Arbeit kommen. Der Spaßfaktor war damals noch kein großes Thema.

Was hat sich inhaltlich sonst noch verändert?

Da fällt mir als erstes das Thema Soft Skills ein. Azubis heute haben andere Stärken als früher; dafür müssen wir manchmal in Sachen Pünktlichkeit und Einhaltung von Regeln vehementer vorgehen als früher. Ich habe außerdem den Eindruck, dass wir beim Erarbeiten des Schulstoffes mehr Unterstützung bieten.

Gleichzeitig sind neue Themen hinzugekommen, die CNC-Technik beispielswiese, die wird digitaler. Und natürlich hat sich die Programmierung einer Maschine mit der Zeit verändert.

In der Berufsschule sind Roboter ein Thema. Die Automatisierung von Prozessen ist an vielen Stellen eine Erleichterung. Ich bin allerdings überzeugt, dass ein Roboter die Montage einer Strickmaschine so schnell nicht übernehmen können wird.

Welchen Herausforderungen sehen junge Menschen entgegen, die heute eine Ausbildung bei Mayer & Cie. beginnen?

Sie müssen sehr flexibel sein, was den Arbeitsplatz anbelangt. Unsere Mitarbeiter werden nicht nur in einem Prozess eingesetzt, sondern in mehreren. Sie müssen offen sein für Neues und ihr Wissen auf dem aktuellen Stand halten.

Was ist das Wichtigste, das Sie jungen Menschen mitgeben wollen?

Stillstand ist Rückstand. Man muss dranbleiben, sich weiterbilden. Eine fertige Ausbildung reicht auf keinen Fall fürs ganze Leben. Andere bewegen sich schließlich auch.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit, was motiviert Sie?

Mir gefällt der tägliche Umgang mit den Azubis und die Tatsache, dass wir eine Schnittstelle im Unternehmen sind. Ich schätze auch den Kontakt nach außen, die Interaktion mit anderen Prüfern, mit der Berufsschule. Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit.

Wie würden Sie Mayer & Cie. beschreiben, in aller Kürze?

Familiär, organisiert und offen, für alle. Wenn die fachliche Kompetenz passt, ist der Rest sekundär. Wir haben einen sehr freundlichen und höflichen Umgang miteinander. Hier herrscht meistens gute Laune.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Erfolg fürs Unternehmen und einen sicheren Arbeitsplatz. Das eine geht ja zum Glück meistens mit dem anderen einher.

Michael Fortenbacher ist seit 2009 Ausbildungsleiter bei Mayer & Cie.
Mayer & Cie. bildet Industriemechaniker und Produktionsmechaniker Textil aus. Im kaufmännischen Bereich hat Mayer & Cie. außerdem Industriekaufleute in Ausbildung.

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